Gegen Rape Culture: Gesellschaftspolitische Aspekte sexualisierter Gewalt
Am 23. Juni hat uns Agota Lavoyer das Thema sexualisierte Gewalt näher gebracht, Fragen beantwortet und uns allen viel neuen Stoff zum Nachdenken, Diskutieren und Reflektieren mitgegeben.


Sexualisierte Gewalt können unerwünschte Berührungen oder Kommentare sein, Nachpfeifen, Geräusche und auch im digitalen Raum finden wir sie wieder. Intime (ungefragt) senden oder veröffentlichen, Kommentare unter Bilder und Videos oder sexuelle Chatnachrichten – all das ist sexualisierte Gewalt.

Jede dritte Frau in der Schweiz hat in ihrem Leben bereits eine Form von sexualisierter Gewalt erfahren. Andere, spezifische Zahlen sind sogar noch krasser:

Die Zahlen zeigen es eindeutig: Wir haben ein Problem mit Gewalt an Frauen. Und es ist eben nicht nur Gewalt an Frauen und queeren Personen, sondern es ist Gewalt, die von Männern ausgeübt wird.


Rape Culture
Und damit wären wir beim Thema: Rape Culture, oder ausgedeutscht „Vergewaltigungskultur“.
Wir wissen zwar, dass sexualisierte Gewalt ein riesiges Problem ist, aber es gibt viel zu wenige Massnahmen dagegen.
Denn unsere Gesellschaft baut auf sexistischen, queerfeindlichen Strukturen (und natürlich auch anderen Diskriminierungsformen) auf.

Victim blaming und "boys will be boys"
Sexualisierte Gewalt kann deshalb so „konsequenzenlos“ ausgeübt werden, weil unsere Gesellschaft einen Nährboden hat, der diese Taten verharmlost, entschuldigt und damit reproduziert.
Opfer von sexualisierter Gewalt werden mitverantwortlich gemacht: „Was hattest du an? Wieso warst du alleine unterwegs? Wieso hast du so viel getrunken?“
Das nennt sich Victim Blaming. Indem den Betroffenen eine Mitschuld gegeben wird, werden Täter gleichzeitig entlastet.
Dasselbe funktioniert natürlich auch umgekehrt. Gewalt und Übergriffe werden mit „boys will be boys“ entschuldigt oder „Er hat das nicht so gemeint“.
The good news
„Argumente“, dass Männer einfach Sex brauchen oder dass Übergriffe und „Triebe“ biologisch veranlagt sind, wurden immer und immer wieder widerlegt.
Das bedeutet demnach, dass unsere Rape culture eben genau das ist, was der Name bereits andeutet: Eine Kultur, ein gesellschaftliches Problem. Und gesellschaftliche Normen, Werte und Ausprägungen können wir ändern!
Betroffene unterstützen


Du kannst betroffenen Personen auch immer Anlaufstellen empfehlen, damit sie mit Expert*innen sprechen können. Diese Angebote sind alle kostenlos.
Anlaufstellen
- Opferhilfe Schweiz
- FIZ und Brava: Thema Migration, Asyl und Gewalt
- Netzambulanz: Thema digitale Gewalt
- Betroffene von Missbrauch im Umfeld von reformierten und katholischen Kirchen: https://missbrauch-kirche.ch/ & https://www.missbrauch-kath-info.ch/
- LGBTIQ-Helpline (Telefon und Chat)
- Transgender Network Switzerland
- Checkpoints in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, Zürich (auf queere Themen rund um sexuelle Gesundheit spezialisiert, aber nicht sexualisierte Gewalt)
Mehr zu Agota Lavoyer
Bücher:
- Ist das okay? (2022) Ein Kinderfachbuch zur Prävention sexualisierter Gewalt
- Jede_Frau (2024) Über eine Gesellschaft, die sexualisierte Gewalt verharmlost und normalisiert
- Ermutigt. (2024) Unterstützung für Betroffene sexualisierter Gewalt
Du findest Agota auf ihrer Website oder Instagram. Dort veröffentlicht sie ihre Termine, Lesungen, Workshops und vieles mehr – es lohnt sich, up to date zu bleiben.💜
Damit wir auch weiterhin Expert*innen einladen und Kampagnen gegen geschlechtsbezogene und sexualisierte Gewalt stemmen können, sind wir auf Unterstützung angewiesen. Danke für deine Spende.💜