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Unterwegs im Wallis

Sind im Kanton Wallis wirklich alle gegen den Wolf, wie es in den meisten Medienartikel steht? Campax war unterwegs und hat mit den Menschen gesprochen.

Donnerstag 22.12.23 

Warum hören wir fast nur Berichte darüber, dass sich alle Menschen im Wallis über den Wolfsabschuss einig sind? Und warum ist das Thema Wolf so ein polarisierendes Thema? Es scheint so, all wären die Menschen entweder für einen vollkommenen Abschuss oder absolut dagegen. Während sich die Berichte über die geschossenen Wölfe häufen, häufen sich auch Berichte über gerissene Tiere (1), ob es aber wirklich ein Wolf war, ist bis zu einem Gentest nicht abschliessend geklärt. Seit unserer Petition an Bundesrat Rösti mit über 61’000 Unterschriften, fragen wir uns, wie wir mit der Kampagne weiterfahren sollen. Wir hatten unterschiedliche Ideen. Von Tourismus Boykott bis hin zu “Wolfswanderungen”. Aber nichts davon hat iso richtig Sinn gemacht. mit letzterem würden wir anderes Wild stören und mit ersterem würden wir den Graben nur noch mehr stärken. An härteren Fronten sind wir aber nicht interessiert. Und seien wir mal ganz ehrlich, wie wäre es, wenn der Wolf in Zürich wäre? Hätten wir auch Angst? Und irgendwie hat der Wolf in der Schweiz doch einen legitimen Platz? Um uns ein besseres Bild zu machen, sind wir im Wallis. Denn nur, wenn wir mit den betroffenen Menschen reden, können wir einen Mittelweg finden. Oder vielleicht doch unsere Sicht bestätigen? Wir haben uns also für den Dialog entschieden, dafür zuzuhören, anstatt nur zu fordern. 

“Der Wolf ist mein Konkurrent”

Los gings sehr früh, um 6.30 Uhr. In Bern hatte dann Armelle’s Zug Verspätung. Gegen zehn sind wir dann in Visp. Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Menschen auf der Strasse ansprechen. “Sind sie aus dem Wallis?”, “Wir wollen mit den Menschen über den Wolf sprechen.” “Was halten Sie vom Wolf?” irgendwie erstaunlich, wie viele Menschen sich auf ein Gespräch mit uns einlassen. Doch was noch erstaunlicher ist, ist, wie vorsichtig die Menschen mit ihrer Wortwahl sind. Uns fällt auf, dass keine*r etwas falsches sagen möchte. Die Stimmen, die wir zu hören bekommen, sind sehr differenziert und gleichen sich doch. Schnell wird uns aber klar, dass das Thema aufgeblasen ist und die Meinungen der Menschen gar nicht so radikal sind. So gab beispielsweise der Jäger zu, dass der Wolf sein Konkurrent ist und dass er reguliert werden müsse; aber dass der Wolf auch nicht mehr wegzudenken ist. Und eine Koexistenz möglich sein soll. Die Regulierung solle aber eine kantonale Angelegenheit sein, von den Menschen, die davon betroffen sind. 

Darauf kontert der Gastronom, dass die Städter*innen ja ins Wallis in die Ferien kommen. Ihnen liege der Wolf ja auch am Herzen. Vielleicht sollten sich auch über den Tourismus Gedanken gemacht werden und was für eine Auswirkung dieser Entscheid auf den Tourismus hat. Und überhaupt sei der Diskurs zu undifferenziert.

Dem Wolf auf der Spur

Nach viel Zeit im Auto und mehreren Tees und Kaffees und Gesprächen auf der Strasse sitzen wir wieder im Zug nach Basel und Zürich und lassen den Tag Revue passieren.Wir hatten supergute Gespräche mit verschiedenen Menschen, wir haben sehr unterschiedliche Perspektiven gehört und vor allem in jedem Gespräch etwas Neues gelernt oder eine neue Perspektive kennengelernt. Uns wurde gesagt, dass im Wallis alle für den Abschuss des Wolfs seien – unsere Gespräche zeigen ein anderes Bild. Ja, viele Menschen sind für die Regulierung des Raubtieres und finden, dass man es im Auge haben soll. Aber keine*r unserer heutigen Gesprächspartner*innen war völlig für den Abschuss des Wolfes – auch nicht der Jäger, den wir in Visp in der Fussgänger*innenzone mit seinen zwei Jungs getroffen haben. 

Uns wurde einmal mehr bewusst, wie wichtig es ist, mit den Menschen zu sprechen, ihnen zuzuhören und ihre Realität als solche wahrzunehmen. Wir hatten einen neuen Einblick ins Wallis und in unsere Arbeit als Campaigner*innen. 

Wie geht es weiter mit der Kampagne? 

Und schliesslich bleibt uns nur die Frage, warum wird nicht auf die Wissenschaft gehört und vor allem, warum ist der Wolf in der Schweiz überhaupt ein Thema? Mit der aufschiebende Wirkung der Wolfsabschüsse gewisser Rudel im Wallis und Graubünden, werden diese Rudel diesen Winter wohl nicht mehr abgeschossen. Auch hat das Bundesverwaltungsgericht erkannt, dass in gewissen Fällen mehr Herdenschutz möglich ist. Aus diesen Gründen und unseren Gesprächen im Wallis, schaut Campax zurzeit wie wir allenfalls mit Freiwilligenarbeit den Herdenschutz unterstützen könnten. Dafür eignet sich eine Zusammenarbeit mit der Organisation OPPAL, mit der wir gerade Kontakt aufnehmen. Weiter sollte die Vernehmlassung zum neuen Jagdgesetz noch kommen. Auch hier wird sich Campax beteiligen. 

Unterstütze uns jetzt im Kampf für eine Schweiz, in der Wölfe weiterhin eine Heimat haben.