Campax

Gegen Rape Culture: Gesellschaftspolitische Aspekte sexualisierter Gewalt

Am 23. Juni hat uns Agota Lavoyer das Thema sexualisierte Gewalt näher gebracht, Fragen beantwortet und uns allen viel neuen Stoff zum Nachdenken, Diskutieren und Reflektieren mitgegeben.

Agota Lavoyer ist Autorin (unter anderem von Ermutigt., Jede_Frau), Beraterin und Referentin zum Thema geschlechtsbezogene Gewalt und insbesondere auch zum Thema sexualisierte Gewalt.

Agota Lavoyer
Was ist sexuelle Gewalt? Menschenrechtsverletzung

Sexualisierte Gewalt können unerwünschte Berührungen oder Kommentare sein, Nachpfeifen, Geräusche und auch im digitalen Raum finden wir sie wieder. Intime (ungefragt) senden oder veröffentlichen, Kommentare unter Bilder und Videos oder sexuelle Chatnachrichten – all das ist sexualisierte Gewalt.

Die Fragen ist nicht, ob eine Frau oder queere Person irgendwann sexualisierte Gewalt erfährt, sondern bloss wann und wo und von wem.

Jede dritte Frau in der Schweiz hat in ihrem Leben bereits eine Form von sexualisierter Gewalt erfahren. Andere, spezifische Zahlen sind sogar noch krasser:

97 % der weiblichen und Diversen Befragten wurden in den letzten drei Monaten mindestens einmal im öffentlichen Raum sexuell belästigt. 1.5 Millionen Frauen wurden am Arbeitsplatz sexuell belästigt (SECO 2024)

Die Zahlen zeigen es eindeutig: Wir haben ein Problem mit Gewalt an Frauen. Und es ist eben nicht nur Gewalt an Frauen und queeren Personen, sondern es ist Gewalt, die von Männern ausgeübt wird.

95 % der Tatpersonen bei sexualisierter Gewalt sind Männer (Crime Survey 2022)
< 2% der Täter werden verurteilt (Baier 2021, Golder 2019)

Rape Culture

Und damit wären wir beim Thema: Rape Culture, oder ausgedeutscht „Vergewaltigungskultur“.

 

Wir wissen zwar, dass sexualisierte Gewalt ein riesiges Problem ist, aber es gibt viel zu wenige Massnahmen dagegen.

 

Denn unsere Gesellschaft baut auf sexistischen, queerfeindlichen Strukturen (und natürlich auch anderen Diskriminierungsformen) auf.

Lavoyer Rape Culture Campax Juni 2025

Victim blaming und "boys will be boys"

Sexualisierte Gewalt kann deshalb so „konsequenzenlos“ ausgeübt werden, weil unsere Gesellschaft einen Nährboden hat, der diese Taten verharmlost, entschuldigt und damit reproduziert.

 

Opfer von sexualisierter Gewalt werden mitverantwortlich gemacht: „Was hattest du an? Wieso warst du alleine unterwegs? Wieso hast du so viel getrunken?“

Das nennt sich Victim Blaming. Indem den Betroffenen eine Mitschuld gegeben wird, werden Täter gleichzeitig entlastet.

 

 

Dasselbe funktioniert natürlich auch umgekehrt. Gewalt und Übergriffe werden mit „boys will be boys“ entschuldigt oder „Er hat das nicht so gemeint“.

The good news

„Argumente“, dass Männer einfach Sex brauchen oder dass Übergriffe und „Triebe“ biologisch veranlagt sind, wurden immer und immer wieder widerlegt.

 

Das bedeutet demnach, dass unsere Rape culture eben genau das ist, was der Name bereits andeutet: Eine Kultur, ein gesellschaftliches Problem. Und gesellschaftliche Normen, Werte und Ausprägungen können wir ändern!

Betroffene unterstützen

Du kannst betroffenen Personen auch immer Anlaufstellen empfehlen, damit sie mit Expert*innen sprechen können. Diese Angebote sind alle kostenlos.

Anlaufstellen

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Bücher:

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