Aufruf: Kinder auf den Fluchtwegen
Für viele Kinder und Jugendliche ist Europa die letzte Hoffnung auf Sicherheit vor Verfolgung, Gewalt und Krieg. Doch statt Schutz erfahren sie Ablehnung, Leid – oder verlieren sogar ihr Leben. Auch die Schweiz trägt Verantwortung: Sie finanziert Grenzgewalt, beteiligt sich an haftähnlichen Lagern und zwingt Kinder in unmenschliche Bedingungen.
Deshalb unterstützen wir den Aufruf der Aktion Beim Namen nennen, die den Bundesrat und die kantonalen Sozialdirektor*innen auffordert, die Kinderrechtskonvention der UNO endlich ernst zu nehmen. Kinder und Jugendliche müssen in der Schweizer Migrationspolitik systematisch geschützt werden – auf europäischer Ebene und in der Schweiz.
Unterzeichne jetzt den Aufruf: Kinder auf den Fluchtwegen und fordere ein Ende der Kinderrechtsverletzungen!
Die Schweiz hat 1997 die Kinderrechtskonvention der UNO unterzeichnet. Sie hat sich damit verpflichtet, Kinder immer prioritär zu schützen – egal, woher sie kommen.1 Doch bis heute werden diese Rechte an den europäischen Aussengrenzen2 und in der Schweiz3 systematisch verletzt.
Tödliche Gewalt an den Grenzen – mit Schweizer Geld:
Seit 2020 hat die Schweiz rund 146 Millionen Franken an Frontex gezahlt, bis ins Jahr 2028 sollen weitere 200 Millionen Franken folgen.4 Die Europäische Grenzschutzagentur Frontex geht mit brutaler Gewalt gegen Geflüchtete vor. Das Recht, Asyl zu suchen, wird ihnen mit Waffengewalt verwehrt. Auch unser Geld trägt dazu bei, dass seit Jahren an diesen Aussengrenzen Tausende von Kindern umkommen – auf gekenterten Booten, durch Erstickung in Lastwagen und durch Schüsse. Berichte zeigen, dass auch Schweizer Grenzbeamt*innen an Orten im Einsatz waren, wo es wiederholt zu gut dokumentierten Menschenrechtsverletzungen kam. Gesehen haben sie laut den ausgewerteten Dokumenten aber nie etwas.5
Lager für Kinder – überfüllt und entwürdigend:
Kinder und Jugendliche, denen es trotzdem gelingt, nach Europa zu kommen, werden meistens zuerst – ob allein oder mit ihrer Familie – in haftähnlichen Lagern in Südeuropa eingesperrt. Auch hier beteiligt sich die Schweiz: Auf den griechischen Inseln unterstützt sie solche Einrichtungen mit jährlich 2,4 Millionen Franken. Etwa auf Samos, wo über 500 Kinder und Jugendliche in einem Gebäude leben, das nur für 200 Personen gedacht ist. Privatsphäre, Sicherheit, kindgerechte Betreuung? Fehlanzeige.6
Zwangsausschaffungen – trotz Gefahr für Leib und Seele:
Wer es bis in die Schweiz schafft, ist nicht in Sicherheit. Die Behörden schieben sogar Familien mit kranken Kindern zurück in andere europäische Länder ab – zuletzt immer wieder nach Kroatien. Dort fehlen oft sichere Unterkünfte und medizinische Versorgung. Obwohl das bekannt ist, werden Kinder und ihre Familien trotzdem zurückgeschickt – mit traumatisierenden Folgen.7, 8
Nothilfezentren in der Schweiz – kein Ort für Kinder:
Wenn Ausschaffungen scheitern, werden Kinder in sogenannte Nothilfezentren gesteckt – mit dem Nötigsten versorgt, aber unter Bedingungen, die alles andere als kindgerecht sind. Isolation, mangelnde Bildung, ständige Angst – das ist der Alltag. In einer ausführlichen Studie hat die Eidgenössische Migrationskommission auf die Missstände in der Nothilfe hingewiesen. In einer rechtlichen Stellungnahme wird gezeigt, dass diese Situation unter vielen Aspekten in Widerspruch mit der Bundesverfassung und der Kinderrechtskonvention der UNO steht.9
Diese Kinder haben keine Lobby. Aber sie haben dich.
Sei dabei und unterstütze den Aufruf: Kinder auf den Fluchtwegen!
Danke, dass du dich für Menschlichkeit und Kinderrechte stark machst.
Beste Grüsse

Urs und das Team von Campax
PS: Die Aktion Beim Namen nennen findet jährlich rund um den Flüchtlingssonntag (22. Juni 2025) statt. In mehreren Städten werden öffentlich die Namen Verstorbener auf der Flucht nach Europa verlesen und Gedenkinstallationen errichtet. Mehr dazu unter: beimnamennennen.ch
- Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA: Übereinkommen über die Rechte des Kindes
- savethechildren.de: CROSSING LINES – Realities of migrant children at EU external borders (PDF)
- Eidgenössische Migrationskommission EKM: Kinder und Jugendliche in der Nothilfe im Asylbereich / Das Nothilferegime und die Rechte des Kindes
- Das Lamm: SWISS FRONTEX FILES (3/4) – Viel Geld, wenig Einfluss
- Das Lamm: SWISS FRONTEX FILES (2/4) – Nichts gesehen, nichts gehört
- Amnesty International: Samos: Unlawful detention and sub-standard conditions must not become a blueprint for the EU Migration Pact
- Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH): Aufnahmebedingungen in Kroatien – Bericht zur Situation von Asylsuchenden und Personen mit Schutzstatus in Kroatien (PDF)
- swissinfo.ch: SEM sieht keinen Anlass Rückführungen nach Kroatien zu stoppen
- Eidgenössische Migrationskommission EKM: Kinder und Jugendliche in der Nothilfe im Asylbereich / Das Nothilferegime und die Rechte des Kindes