Zurich Versicherung: Vom Pionier zum Schlusslicht
Die Zurich gehört weltweit zu den grössten Versicherungen von neuen Öl- und Gas-Projekten. Damit widerspricht sie ihrer eigenen Verpflichtung, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.
Die Zurich Versicherung verpflichtete sich bereits 2015, ihr Geschäft in Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu bringen und bezeichnet sich gerne als „leader in sustainability“. 2017 war sie nach der AXA die zweite Versicherung, die Ausschlusskriterien für die Versicherung der Kohleindustrie einführte.
Diese führende Rolle hat sie inzwischen aber eingebüsst. Im Bereich Öl und Gas ist sie kein Vorreiter, sondern Schlusslicht. Besonders gravierend ist, dass sie den Ausbau der Öl- und Gasproduktion immer noch fast uneingeschränkt versichert.
Dies steht im Widerspruch mit der Klimawissenschaft: Sowohl der Welklimarat (IPCC) als auch die Internationale Energieagentur (IEA) sagen klar, dass die fossile Energieproduktion nicht mehr weiter ausgebaut werden darf. Versicherungen haben dabei eine zentrale Rolle: Ohne Versicherung kann keine neue Ölbohrung, keine Pipeline und keine Raffinerie gebaut und betrieben werden.
Note: ungenügend
Die Öl- und Gaspolicies der Zurich sind so schwach, dass sie vom Bericht „Insurance Scorecard“ die Note 1.4 von 10 erhalten. Zudem landen sie von 12 untersuchten Policies europäischer Versicherungen auf dem sehr schlechten 10. Platz.
Zurich’s Verweigerungshaltung hat gravierende Konsequenzen fürs Klima: Das Unternehmen gehört zu den grössten Versicherern von Öl und Gas und unterstützt so den weiteren Ausbau der fossilen Energieproduktion massgebend. Gemäss Daten von „Insureamore“, die von der Kampagne „Insure Our Future“ in Auftrag gegeben wurden, sind sie die weltweite Nr. 6 in diesem Geschäft.
Schlechte Ausreden
In unseren direkten Gesprächen mit der Versicherung berufen sie sich darauf, dass ihnen die Emissionsreduktion ihres ganzen Portfolios wichtiger sei als Ausschlusskriterien; und sie sich darauf konzentrieren möchten, ihre Kund*innen im Öl- und Gasbereich bei der Tranformation zu begleiten (sogenanntes „Engagement„).
Ersteres funktioniert allerdings nur, wenn die Reduktionsziele ausreichend ambitioniert sind, was derzeit nicht der Fall ist. Mit dem „Engagement“ mit ihrer Kundschaft haben sie viel zu spät angefangen und sich bis jetzt noch keine klaren Ziele gesetzt. Ohne klare Anforderungen an die Kund*innen sowie Zielsetzungen ist ein Engagement aber zahnlos. Zudem haben die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass es illusorisch ist zu glauben, Öl- und Gasunternehmen würden sich transformieren: Sie machen weiterhin nur einen minimalen Teil ihres Umsatzes im Bereich erneuerbarer Energien – wenn überhaupt.
Sowohl die Emissionsreduktion als auch das Engagement sind zudem kein Ersatz für Ausschlusskriterien, die als Mindestanforderung sicherstellen, dass der Ausbau der fossilen Energieproduktion nicht unterstützt wird.
Gemeinsam für eine klimafreundliche Zurich Versicherung
Campax setzt sich seit über zwei Jahren für eine klimafreundlichere Zurich Versicherung ein. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden, Aktionär*innen und Kund*innen bringen wir die Zurich auf einen zukunftsfähigen Weg. Wenn Du uns dabei begleiten möchtest, kontaktiere Nora Scheel, Kampagnenleiterin, auf [email protected].
Zurich's Policies im Detail
Die Zurich versichert keine Unternehmen im Bereich Kohle, Ölsand, Ölschiefer sowie arktisches Öl und Gas. Sie hat zudem angekündigt, vollständig aus Kohle auszusteigen („phase out“) und keine sogenannte „greenfield“ Ölexplorationsprojekte mehr zu versichern („greenfield“ wird in der Branche als Bezeichnung für noch nicht erschlossene Ölfelder gebraucht). Bei den letzeren zwei Kriterien lassen sie aber Ausnahmen zu.
Im Detail:
Zurich versichert oder investiert nicht in Unternehmen, die:
- mehr als 30% ihrer Einnahmen aus dem Abbau von Kraftwerkskohle erzielen oder mehr als 20 Millionen Tonnen Kraftwerkskohle pro Jahr fördern;
- mehr als 30% ihres Stroms aus Kohle erzeugen;
- die dabei sind, eine neue Infrastruktur für den Kohlebergbau oder die Kohleverstromung zu entwickeln;
- mindestens 30 % ihrer Einnahmen direkt aus der Gewinnung von Öl aus Ölsand erzielen;
- Betreiber von speziell für die Beförderung von Kraftwerkskohle oder Ölsandprodukten errichteten Transportinfrastrukturen sind, einschliesslich Pipelines und Eisenbahntransport;
- mehr als 30 % ihrer Einnahmen aus dem Abbau von Ölschiefer erzielen oder mehr als 30 % ihres Stroms aus Ölschiefer erzeugen.
Speziell für Versicherungen schliessen sie ausserdem Folgendes von ihrer Tätigkeit aus:
- Neue „greenfield“ Ölexplorationsprojekte (es sei denn, es liegen sinnvolle Übergangspläne vor);
- Öl- und Gasbohrungen und -förderung in der Arktis (als solche gilt alles nördlich des 66. Breitengrades mit Ausnahme des norwegischen Festlandsockels).
Siehe https://www.zurich.com/sustainability/strategy-and-governance/sustainability-risk.
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