Swiss Re und Zurich versichern grösste US-Kohleminen
Swiss Re und Zurich sind an der Versicherung der grössten US-Kohleminen beteiligt. Damit ignorieren sie ihre eigenen Netto-Null-Versprechen und, im Falle von Swiss Re, ihre eigenen Klimarichtlinien. Das zeigen Daten eines Berichts, der heute von der internationalen Kampagne Insure Our Future veröffentlicht wurde.
Der Bericht analysiert die Versicherung der 25 grössten US-Minen, die im Jahr 2022 mehr als 60 % der Kohle in den USA gefördert haben. Die Daten wurden über Anfragen nach Versicherungsbescheinigungen bei US-Staaten erhoben und geben einen sehr seltenen Einblick in die intransparente Versicherungsbranche.
Kohle ist der grösste Verursacher von CO2-Emissionen. Die USA sind der viertgrösste Kohleproduzent weltweit, mit 539 Mio Tonnen abgebauter Kohle im vergangenen Jahr. Als Reaktion auf den weltweiten Druck und gezielte Kampagnen von Klimaorganisationen haben 45 grosse Versicherer in den letzten Jahren Ausschlussrichtlinien verabschiedet, die die Versicherung von Kohle einschränken. Der Bericht zeigt jedoch, dass diese Richtlinien weiterhin lückenhaft sind oder missachtet werden, um Kohlebergwerke zu versichern.
Swiss Re versichert eine der grössten Kohleminen weltweit
Die Zurich versichert zwei Minen, die 4,9 % der US-Jahresfördermenge produzieren, und Swiss Re versichert eine Mine, die 3 % der Jahresfördermenge produziert.
Die von Swiss Re versicherte Mine Buckskin produziert jährlich rund 27 Millionen Tonnen Kohle und gehört damit zu den grössten Minen weltweit. Mit der Versicherung der Kohlemine verstösst Swiss Re gemäss Analyse des Berichts gegen seine eigenen Kohlerichtlinien (vgl. die Stellungnahme des Unternehmens dazu in Anmerkung 1).
In der von der Zurich versicherten Mine wird metallurgische Kohle abgebaut. Das verstösst zwar nicht gegen die Klimapolicy der Zurich, zeigt aber deren Lückenhaftigkeit auf. Metallurgische Kohle, die für die Stahlherstellung verwendet wird und eine bedeutende CO2-Quelle ist, ist ein blinder Fleck in vielen Versicherungspolicen, die sich nur auf Kraftwerkskohle beziehen.
Leere Versprechen
Beide Unternehmen waren führend bei der Einführung von Ausschlusskriterien für die Versicherung von Kohle (2). Zudem waren sie Gründungsmitglieder der Net Zero Insurance Alliance, sind aber kürzlich wegen kartellrechtlicher Bedenken ausgetreten.
Nora Scheel, Kampagnenleiterin bei Campax, erklärt: «Swiss Re und die Zurich werden nicht müde, ihre Netto-Null-Bekenntnisse anzupreisen, doch in Wahrheit machen sie weiterhin Geschäfte mit der fossilen Industrie. Ihre Kohlepolicies verdienen diesen Namen nicht, wenn sie sie nicht davon abhalten, die grössten US-Kohleminen zu versichern.»
Kohle versichern, doch Opfer des Klimawandels im Stich lassen
Während die Versicherungen mit ihrem Geschäft den Klimawandel anheizen, lassen sie diejenigen, die von dessen Folgen betroffen sind, im Stich. Angesichts der zunehmenden Zahl klimabedingter Naturkatastrophen – wie beispielsweise die Waldbrände in Florida – haben sich zahlreiche Versicherer aus den betroffenen Regionen zurückgezogen oder die Prämien drastisch erhöht. Haus- und Geschäftsbesitzer*innen stehen dadurch ohne Versicherung da. Zu diesen Versicherungen gehört beispielsweise die Farmers Insurance Group (3), welche zur Zurich Insurance Group gehört und sich aus Florida zurückgezogen hat.
Anmerkungen
(1) Wir haben Swiss Re den Bericht und unsere Analyse vorgelegt. Sie betrachten die Versicherung von Buckskin nicht als Verstoss gegen ihre Policy, da sie gemäss ihren Angaben Buckskin über die Muttergesellschaft Kiewit versichern. Deren Exposition zu Kohle sei unter dem 30% Schwellenwert. Swiss Re lehnte es ab, einen Nachweis über ihren Versicherungsschutz für Kiewit zu erbringen. Wir haben ihnen eine Kopie der Versicherungsbescheinigung zur Verfügung gestellt, auf der unsere Analyse beruht und auf der Buckskin als Versicherungsnehmer aufgeführt ist. Schlussendlich liegt es an Swiss Re, wie das Unternehmen seine Policy interpretiert. Doch wenn eine Kohleausschlusspolicy die Versicherung von einer der grössten US-Kohleminen erlaubt, muss diese dringend angepasst werden, sonst verident sie diesen Namen nicht.
(2) Swiss Re hat im Rück/versicherungsgeschäft Ausschlusskriterien für Thermische Kohle seit 2018, Zurich seit 2019. Vgl. die Übersicht von Insure Our Future, https://docs.google.com/document/d/1B1zuUw6s4Gye6fyNV7cQxhVkwv7lY16z/edit?usp=sharing&ouid=105874532931295672764&rtpof=true&sd=true.
(3) https://www.washingtonpost.com/climate-environment/2023/07/12/farmers-insurance-leaves-florida/
