Swiss Re beendet die Zusammenarbeit mit der SBTi – ein Kniefall vor Trump oder schlichter Opportunismus?
Swiss Re hat angekündigt, die Zusammenarbeit mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) zu beenden. Die SBTi unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen festzulegen. Die Initiative wird von verschiedenen Organisationen gemeinsam getragen, darunter auch dem WWF.
Swiss Re macht keine Angaben dazu, weshalb sich das Unternehmen zu diesem Schritt entschieden hat. Hintergrund ist wohl der Druck von rechtskonservativen US-Staatsanwälten, die der SBTi angebliche Wettbewerbsverstösse vorwerfen. Swiss Re hätte die Chance gehabt, Haltung zu zeigen. Stattdessen zieht sich das Unternehmen beim ersten Gegenwind zurück, in vorauseilendem Gehorsam vor Trump und seinen Alliierten.
Dabei sind die Vorwürfe der rechtskonservativen US-Staatsanwälte rechtlich wohl völlig haltlos. Auf den ersten Blick ist es zwar das gleiche Muster, das zum Austritt zahlreicher Versicherer aus der Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) geführt hat. Doch im Gegensatz zur NZIA ist die SBTi keine Allianz und hat auch keine Mitglieder. Der Vorwurf, in der SBTi würden unzulässige Absprachen unter Wettbewerbsteilnehmenden gemacht, ist folglich unbegründet – um nicht zu sagen lächerlich – und Teil einer Strategie, politische Gegner mit rechtlichen Drohungen einzuschüchtern.
Haben vielleicht weitere Gründe zum Entscheid von Swiss Re beigetragen? Die im Juni publizierten Empfehlungen der SBTi an die Versicherungen gehen weiter als die derzeitigen Ausschlusskriterien von Swiss Re. Insbesondere empfiehlt die SBTi einen sofortigen Stopp der Versicherung neuer Flüssiggas-Infrastruktur. Ist der ware Grund von der Trennung von der SBTi also, dass Swiss Re schlicht nicht auf das LNG-Geschäft verzichten wollte?
Was auch immer die Hintergründe sind, der Entscheid ist sehr enttäuschend für ein Schweizer Unternehmen, das sich Nachhaltigkeit jahrelang auf die Fahnen geschrieben hat und das selbst über umfangreiche wissenschaftliche Expertise zur Klimaerhitzung verfügt. Swiss Re sollte sich auf seine eigenen Erkenntnisse stützen und für mehr Klimaschutz einstehen, nicht weniger.
Die Glaubwürdigkeit der Branche insgesamt steht auf dem Spiel. Wenn Klimaversprechen nicht unabhängig auf ihre Wissenschaftlichkeit überprüft werden, bleiben sie leere Worte. Umso wichtiger ist es nun, dass die verbleibenden zur SBTi verpflichteten Versicherer zeigen, dass sie ihre Zusagen ernst nehmen und nicht beim ersten politischen Gegenwind einknicken.
Der Vorfall zeigt auch, dass die Selbstregulierung der Branche an ihre Grenzen kommt. Notwendig ist eine staatliche Regulierung, die wissenschaftsbasierte Reduktionsziele verbindlich fordert und überprüft – so, wie es die Finanzplatzinitiative zum Ziel hat.